Lauftechnik: Spätes AHA-Erlebnis ;-)

Ein Artikel von Franzsika Bur
Ich habe mit dem Laufen erst mit ca. 44 Jahren angefangen. Anfänglich hätte ich nicht gedacht, dass ich in einem Fitness-Center je weiter als bis zur Café-Bar komme. Aber es kam dann doch zur Probestunde und – im Bann der Erkenntnis, dass ich bei Kraft, Beweglichkeit und Koordination durchgefallen war – zum Jahresabonnement. Auf dem Laufband konnte ich damals rund 500 m laufen. Kein Wunder: Als Asthmatiker-Kind hatte ich in im Sommer jeweils eine Sport-Dispens. Sportliche Kondition hatte ich also nie gehabt.
So machte ich im Fitness-Center also mittelmässig motiviert Kraftübungen für Anfänger. Dann hat mich ein Freund motiviert: Die Kraftübungen waren ihm auch zu öde und er hatte angefangen zu laufen. Schon konnte er 3 km am Stück laufen; unvorstellbar für mich! Doch der Freund liess nicht locker und riet mir, statt auf dem Laufband, draussen im Wald zu laufen. Ich hab’s probiert, an einer abgelegenen Stelle im Wald und abends, wo ich dachte, dass es keiner mitkriegt. «Laufen, solange es geht; dann gehen, bis es wieder läuft.» Das war die Strategie – und es funktionierte. Die Lauf-Phasen wurden länger. Nun war der Ehrgeiz geweckt! Laufschuhe gekauft, richtige Laufklamotten und trainiert, bis zum Halbmarathon.
Zwischenzeitlich war ich auch in die Laufgruppe des Fitness-Centers eingetreten und hatte dort mehr schlecht als recht mithalten können. Da kam mir erstmals der Gedanke an Lauftechnik: Wenn man eine eher schlechte Kondition hat, muss man schauen, wie man sonst optimiert. Dass Technik ein Schlüssel zum Erfolg sein könnte, war mir in der Theorie klar, aber in der Praxis hat es nicht geklappt. Die Technik-Übungen, die wir in der Gruppe machten, hab ich als Teil der Kraftübungen verstanden, und entsprechend mit viel Energie, aber wohl mehrheitlich falsch ausgeführt. Das Resultat war Muskelkater – mehr nicht. Also bin ich ihnen fortan ausgewichen, wo es ging.
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Lauftechniktraining im Stadion Schützenmatte
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Bei den Renntieren hat mich Technik-Training dann wieder eingeholt – ganz überraschend. Angekündigt war ein Intervall-Training, und ich hab mich darauf gefasst gemacht, dass meine Pumpe gefordert sein würde. Zu meiner Überraschung waren es «technische Intervalle», und gefordert war mein Hirn! Eine ganz neue Erfahrung: Die Laufbewegung wurde in kleine Stücke zerlegt und jedes Intervall war einem anderen Teilaspekt gewidmet. Eine super Chance für Leute wie mich, die keine Bewegungstalente, sondern eher Kopfmenschen sind. Endlich habe ich kapiert, dass es – schon immer – darum gegangen war, Kopf und Körper zu verbinden und die Laufbewegung aus dem Kopf bewusst zu steuern und zu optimieren!
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Der Trainer schaut genau hin
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Jetzt ist wieder der Ehrgeiz geweckt und ich bin regelmässig dabei, wenn Technik-Training ist. Kleine Teil-Erfolge waren schon da, wenn ich beim Sprint noch etwas schneller sein wollte und darauf geachtet habe, das Bein aus der Hüfte schneller nach vorn zu bringen. Ich bin echt gespannt, was da noch geht!