Ein Bericht von Dani Schwitter
Am vergangenen Wochenende fand in Brugg ein Ultrarunning-Event statt. Im Angebot standen ein 6-, 12-, 24- und 48-Stundenlauf. Nein, das ist kein Schreibversehen. Es gibt tatsächlich Leute, die bewegen sich 48 Stunden lang und legen dabei weit über 300 Kilometer zurück. Ich entschied mich für die 12 Stunden; also den „Bambini“-Lauf – smile.
Weil ich mir auf die Fahne geschrieben habe, jedes Jahr mindestens einen Lauf über 100 Kilometer (oder weiter) zurückzulegen und im Jahr 2020 bisher alles abgesagt wurde, wählte ich diese Veranstaltung aus.
Die Vorbereitungen verliefen ein wenig schwieriger als sonst. Leider verstarb mein Vater noch im September, was die Trainingsgestaltung zusätzlich belastete. Laufen ist für mich aber die beste Medizin, um sich wieder hochzurappeln. Deshalb stand ich Punkt Mitternacht in Brugg an der Startlinie.
Dann ging es schon los; mit Schutzmaske, ganz Covid-Like. Nach der Startphase fielen die Masken aber schon bald. Die Coronapolizei musste bis zum Veranstaltungsende nie eingreifen. Die BAG-Vorschriften wurden eingehalten. Nun aber zum sportlichen Bereich.
Mein Ziel war es, 12 Stunden am Stück in Bewegung zu bleiben und möglichst konstante Rundenzeiten hinzubekommen. Ja – 12 Stunden im Kreis laufen, welcher einen Umfang von exakt 934,8 Meter aufweist – amtlich vermessen durch die IAAF. Manche Leute werden den Sinn dieser Übung nie verstehen; muss man auch nicht – smile.
Ich startete vernünftig und liess mich durch das schnelle Tempo der Spitze nicht aus der Ruhe bringen. Nach etwa zwei Stunden kamen aber bereits die ersten Zweifel auf. Auf was habe ich mich da wieder eingelassen? Jeder vernünftige Mensch schläft doch um diese Uhrzeit. Solche Sachen gingen mir durch den Kopf. Ich liess mich aber nicht aus der Ruhe bringen, denn das „Warum“ sollte man vor einem Wettkampf klären! So verging Stunde um Stunde.
Matthias und Volker, zwei Kumpels von der LG Ultralauf aus Deutschland, feuerten mich die ganze Zeit an. „Es sieht ganz locker aus“ oder „es ist bald geschafft“ gaben tatsächlich Aufwind, trotz Wissen, dass ich teilweise abgeschlagen ausgesehen oder mich elend gefühlt habe.
Zwei Stunden vor Rennschluss lag ich bei der Schweizer-Meisterschafts-Wertung auf dem dritten Platz. Vier Runden hinter dem Zweiten und vier Runden vor dem Vierten. Eine klare Sache, wird man denken. Aber ich verlor Meter um Meter an Geschwindigkeit. Der Vierte schloss bis auf eine Runde auf. „Never give up“ – schoss es durch meinen Kopf – aufgeben war also keine Option. Ich war wieder hellwach und startete zum Gegenangriff. Dies nach über 100 Laufkilometer. Ich vergrösserte den Vorsprung auf zwei Runden und holte mir die bronzene Medaille. 120 Runden oder 112,740 Kilometer kamen während den 12 Stunden zusammen. Keine Glanzleistung aber dennoch ein Resultat, mit dem ich zufrieden bin. Nun freue ich mich erst einmal auf ein paar Tage Erholung, bevor der Laufvirus in mir von neuem ausbricht. (ds)